Studenten Offshore-Anlagentechnik


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Was studieren Sie?

Alle: Wir studieren Offshore-Anlagentechnik an der Fachhochschule Kiel

>> Empfinden Sie Ihr Studium als anstrengend?

Jaqueline Brune: An sich sind die ersten Semester schon recht anspruchsvoll. Das legt sich jedoch, wenn man mit der Thematik mehr vertraut ist. Ab dem vierten Semester hat man das Grundstudium abgeschlossen und kann nach Interesse Wahlmodule belegen.

Frederik Brietzke: Ich gehe davon aus, dass einige Fächer absichtlich ein hohes Niveau haben. Ein Studium ist insgesamt ja eigenverantwortlicher als der Schulalltag. Daher ist es wichtig, dass man von Anfang an merkt, dass man sich hier nicht zurücklehnen kann.

Tim Bülow: Ich glaube nicht, dass die ersten Semester inhaltlich besonders schwierig sind. Ich persönlich musste das Studieren erlernen. In der Schule lernt man das selbstständige Arbeiten zwar schon – hier wird es jedoch noch intensiver. Im Grundstudium werden viele Deadlines gesetzt, die man einhalten muss.

Alle: Man muss aber sagen, dass, auch wenn es manchmal anstrengend ist, das Studium hier sehr viel Spaß macht.

>> Wie haben Sie von diesem Studiengang erfahren?

Jaqueline Brune: Ich habe mein Abitur im nahegelegenen Eckernförde gemacht und mich über die umliegenden Hochschulen und deren Studiengänge informiert. Ich wollte nicht den klassischen Maschinenbau machen und habe überlegt, ob ich Biologie studieren sollte. Dieser Studiengang bietet jedoch eine Schnittstelle zwischen erneuerbaren Energien und dem Maschinenbau – zwei Bereiche die mich schon immer interessieren. Bis heute habe ich die Entscheidung zu diesem Studium keinen Tag bereut.

Frederik Brietzke: Ich habe von 2010 bis 2013 das damals neue berufliche Gymnasium für Erneuerbare Energien in Osterröhnfeld besucht und im Anschluss ein halbes Jahr ein Praktikum in der Lehre dort absolviert. Meine damalige Klassenkollegin hat zu dieser Zeit schon hier in Kiel studiert. Durch die Schule waren wir beide schon für die Thematik der Erneuerbaren Energien sensibilisiert und sind dann auch schon auf den Studiengang Offshore-Anlagentechnik aufmerksam geworden. Als sie mir erzählt hat, dass sie die Thematik sehr spannend findet und der Studiengang gut umgesetzt ist, habe ich mich auch für das Studium entschieden.

Tim Bülow: Ich habe mein Abitur in Lübeck gemacht und war schon immer technisch interessiert sowie dem Meer sehr verbunden. In einem Studiengangsratgeber, den ich geschenkt bekam, waren alle Studiengänge der deutschen Hochschulen verzeichnet. Nachdem ich den Studiengang entdeckte googelte ich, was Offshore-Anlagentechnik eigentlich ist und war sofort Feuer und Flamme. Der Mittelweg zwischen Maschinen- und Schiffbau gefällt mir sehr gut.

>> Wie baut sich der Studiengang auf?

Jaqueline Brune: Auf der einen Seite lernen wir, wie eine Windenergieanlage funktioniert, welche Komponenten sie benötigt und welche Aufgaben diese Komponenten haben. Wir lernen jedoch auch wie man einen Windpark betreibt und welche Konzepte man anwenden kann um einen Windpark am Laufen zu halten. Auch werden uns rechtliche Grundlagen vermittelt.

Der Fokus liegt aber ganz klar auf der Technik. Im dritten Semester mussten wir beispielsweise ein möglichst kleines Getriebe konstruieren.

Frederik Brietzke: Im Modul „Fertigungstechnik für Großbauteile“ wurde uns auch ein Eindruck von der Fertigung der einzelnen Komponenten vermittelt.

Tim Bülow: Ich würde sagen, dass das Grundstudium gleichzusetzen ist mit dem eines Maschinenbauers. In höheren Semestern kann man dann ein Portfolio aus Wahlmodulen zusammenstellen und sich somit stärker spezialisieren.

>> Ist es gut möglich, das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen?

Alle: Ja, das ist möglich.

>> Gibt es einen weiterführenden Masterstudiengang?

Jaqueline Brune: Man kann einen Master in Flensburg machen. Die beiden Fachhochschulen (Kiel und Flensburg) arbeiten zusammen. Der Masterstudiengang heißt „Windengineering“ und wird auf Englisch gelehrt.

>> Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken: Wurden Sie gut auf das Studium vorbereitet?

Jaqueline Brune: An meiner Schule waren Erneuerbare Energien Teil des Lehrplans der verschiedenen Fächer. Dies hat mein Interesse geweckt.

Frederik Brietzke: Ich habe ja eine Schule besucht, die, soweit ich weiß, bundesweit als erste Schule auf das Thema ausgerichtet ist. Zuerst wurde uns beigebracht, warum wir Erneuerbare Energien überhaupt benötigen.  Im Anschluss daran wurden uns die Erneuerbaren Energien Biomasse, Photovoltaik und Windenergie vermittelt. Selbst in den nicht-technischen Fächern wurde das Thema behandelt. In Gemeinschaftskunde haben wir uns damit auseinandergesetzt, welche gesellschaftlichen Herausforderungen mit Klimawandel und Energiewende auf uns zukommen.

Tim Bülow: Ich habe bis zu meiner Studienzeit das Wort „Offhsore-Windenergie“ nicht gekannt. Allgemein ist mir aufgefallen, dass das Thema durch Unwissenheit oft mit Vorurteilen belastet ist. Ich fände es gut, wenn an allen Schulen das Thema gelehrt würde.

>> In welchen Schulfächern sollte man gute Noten vorweisen können, wenn man diesen Studiengang wählt?

Jaqueline Brune: Mathematik ist sehr wichtig, weil vieles hier auf die Mathematik aufbaut. Ich glaube, man muss nicht unbedingt gut sein, aber Spaß daran haben. Physik sollte auch nicht gerade das „Hass-Fach“ sein.

Tim Bülow: Vielleicht noch ergänzend: Wenn man naturwissenschaftliche Fächer in der Oberstufe abgewählt hat wird es wahrscheinlich schwerer. Man muss Spaß daran haben technische Probleme begreifen zu lernen.

Jaqueline Brune: Ich hatte aufgrund von Lehrermangel lange Zeit kein Physik in der Schule und musste in der Oberstufe ein ästhetisches Profil mit dem Schwerpunkt auf Kunst wählen. Mir haben die Naturwissenschaften aber immer Spaß gemacht und deswegen konnte ich im Studium einiges aufholen.

>> Werden Sie auf ein internationales Arbeitsumfeld vorbereitet?

Tim Bülow: Vor allem mögliche kulturelle Probleme in der Zusammenarbeit werden in einem Modul gelehrt. Fremdsprachen sind keine Pflichtmodule, aber die Fachliteratur ist häufig auf Englisch.

>> Welchen Schulabschluss benötigt man um Offshore-Anlagentechnik an der FH Kiel zu studieren?

Normalerweise haben die Studenten das Abitur oder eine Fachhochschulreife gemacht.

Es gibt jedoch auch die Möglichkeit mit einem Hauptschulabschluss und fünf Jahren Berufserfahrung eine Sondergenehmigung zu beantragen. Wenn man das Studium auf diesem Wege beginnt, muss man in den ersten beiden Semestern alle Module bestehen.

>> Arbeiten Sie eher allein oder fördert Ihre Fachhochschule Teamarbeit?

Jaqueline Brune: Viele Aufgaben erledigt man zu zweit. Es gibt allerdings auch große Projekte in denen man mit mehreren an einer Aufgabenstellung arbeitet.

Frederik Brietzke: Insgesamt ist es besser, wenn man sich zum Lernen in Gruppen organisiert.

>> Mein Eindruck in der Recherche über Ihren Studiengang ist der, dass die Dozenten von Offshore-Anlagentechnik hauptsächlich aus der Praxis kommen, ist diese Einschätzung korrekt?

Jaqueline Brune: Das stimmt! Die Dozenten haben meist in diesem Bereich gearbeitet. Das ist auch ein großer Vorteil der der FH Kiel.

>> War es schon immer Ihr Wunsch später einmal im Feld der Erneuerbaren Energien zu arbeiten?

Frederik Brietzke: Schon immer, ja.

Jaqueline Brune: Mich hat Biotechnologie und Maschinenbau interessiert. Die Verknüpfung von Maschinenbau und nicht-fossiler Energiegewinnung hat dann jedoch den Ausschlag gegeben, dieses Studium zu beginnen.

Tim Bülow: Ich habe schon immer mit „sauberer Energie“ sympathisiert, habe aber nicht gezielt nach einem Berufsfeld in dieser Richtung gesucht.

Als ich mich für das Studium entschieden habe bin ich mit einem etwas verklärten Bild gestartet und habe sehr schnell gelernt, dass es nicht nur darum geht die Welt zu retten, sondern dass man auch Geld mit dieser Technologie verdienen muss. Immerhin verdient man in diesem Bereich mit einer guten Sache sein Geld.

>> Inwiefern haben gesellschaftliche Fragen wie Energiewende und Klimawandel eine Rolle für die Entscheidung zu diesem Studiengang gespielt?

Jaqueline Brune: Ich finde es ganz wichtig, dass die Gesellschaft sich die Frage stellt wie wir unsere Energie erzeugen. Die Offshore-Windenergie kann Teil der Antwort sein und ich möchte dazu beitragen.

Frederik Brietzke: Ich hatte ein Schlüsselerlebnis in der neunten Klasse. Ich habe mich in einem Wahlkurs mit Kriegen und Konflikten auseinandergesetzt und gemerkt, dass der Klimawandel das größte Problem des 21. Jahrhunderts ist. Dies betrifft nicht nur unsere Generation, sondern auch die unserer Kinder und Kindeskinder. Mir war klar, dass ich etwas beitragen muss. Dies kann ich natürlich im Privaten tun indem ich beispielsweise mehr Fahrrad statt Auto fahre – mir ist das jedoch zu wenig. Das Studium ist so gesehen die konsequente Fortsetzung. Natürlich kann mein Engagement keine „blauäugige Weltretterei“ sein, die gesellschaftliche Frage liegt mir jedoch sehr am Herzen.