Umweltauswirkungen
Einfluss auf die Meeresumwelt
Die Umweltbeeinflussung durch Offshore-Windparks ist bisher wenig erforscht. Dies liegt daran, dass es Offshore-Windparks noch nicht allzu lange gibt. Um zuverlässige Aussagen treffen zu können, müssen Beobachtungen über lange Zeiträume durchgeführt werden. Da das Interesse an der ökologischen Begleitforschung von allen Seiten groß ist und vorangetrieben wird, gibt es bereits einige vorläufige Erkenntnisse.
Einfluss auf Schweinswale
Schweinswale kommen in Nord- und Ostsee vor, ihre Populationszahlen sind jedoch rückläufig und daher gelten sie als gefährdete Art
und stehen in Europa unter Naturschutz.
Die Kommunikation und Orientierung der nur bis zu zwei Meter großen Wale basieren auf der Aussendung und dem Empfang von Lauten. Da das Einrammen von
Fundamenten für Windparks mit einer erheblichen
Schallentwicklung verbunden ist (durchschnittlich 172 dB in 750 m Entfernung) können die Tiere temporäre oder dauerhafte Schädigungen an ihrem Hörvermögen erleiden.
Um die empfindlichen Tiere zu schonen, werden verschiedene Schallminderungsmethoden eingesetzt und erforscht. Das BSH hat eine Schallgrenze von 160 dB bei 750 m Entfernung zum Schutz
von Meeressäugern verbindlich in seinen Genehmigungen festgelegt. Es werden heute schon Blasenschleier zur Schalldämpfung um die Rammstelle herum eingesetzt und auch alternative
Installationsmethoden (z.B. Bohrverfahren, Vibrationsrammen) erforscht. Auch zukunftsweisende Fundamentarten wie Bucketgründungen sowie Schwerkraft- und Schwimmfundamente kommen in Frage.
Ist der Park einmal fertiggestellt und in Betrieb geht keine Gefahr mehr für die Meeressäuger von ihm aus. Ein Rückkehren der Schweinswale konnte beobachtet werden.
Einfluss auf Vögel
Nach den bisherigen Kenntnissen zeigen Verschiedene Vogelarten einen unterschiedlichen Umgang mit Windparks.
Einige Arten bei Tag ziehende Seevögel, wie beispielsweise Heringsmöwen, Basstölpel, Tordalken, Trottellummen und Seetaucher meiden die Parks.
Andere Vogelarten hingegen zeigen sich unbeeindruckt von den Anlagen. Sie fliegen hindurch, teilweise auf Höhe der Rotoren,
teilweise darunter oder sitzen rastend auf den Anlagen. Zwergmöwen konnten im Windpark alpha ventus bei der Nahrungssuche beobachtet werden.
Bei nachts ziehenden Zugvögeln zählen mögliche Kollisionen oder kraftraubende Ausweichbewegungen zu den Problemen, die von Offshore-Windparks ausgehen können.
Insbesondere bei schlechtem Wetter und ungünstigen Windbedingungen fällt die Flughöhe oft unter 200 m. Um Orientierung zu erlangen, fühlen sich die Vögel von der Beleuchtung der Anlagen
angezogen und es kann zu Vogelschlag kommen. Das Kollisionsrisiko lässt sich allerdings durch geeignete Beleuchtungsstrategien erfolgreich vermindern.
Benthos und Fische
Bei Untersuchungen im Windpark alpha ventus haben Forschungstaucher festgestellt, dass Offshore-Windenergieanlagen die Artenvielfalt unter Wasser sogar erhöhen können. Wo vorher nur weicher Meeresboden
zu finden war, stehen nun Fundamente aus Beton und Stahl. So können Arten, die solche harten Untergründe mögen plötzlich neuen Lebensraum finden. Der Taschenkrebs fühlt sich zum Beispiel
sehr wohl auf den Gründungen und konnte in einer bis zu hundertfach höheren Dichte erfasst werden, als es auf dem unbebauten Weichboden des Gebietes typisch ist.
Nach drei Jahren ist der Bewuchs der Unterwasserfundamente mit Miesmuscheln, Floh- und Taschenkrebsen, Samtkrabben und Seeanemonen stark ausgeprägt.
Durch diese neuen Bewohner werden nachfolgend auch Fische angelockt,
die ein neues Nahrungsangebot und einen ruhigen Rückzugsort finden, da Windparks für Schifffahrt und Fischfang gesperrt sind.
Im Jahr 2014 siedelten Forscher 3.000 Exemplare des inzwischen selten gewordenen Helgoländer Hummers an den Windanlagen des Windparks "Riffgat" an.
Aber es ist Vorsicht geboten, denn nur Langzeituntersuchungen können aufklären, ob sich z.B. durch die neuen Strukturen auch ungewollte - nicht
einheimische - Arten ansiedeln. Diese können z.B. heimische Arten verdrängen, indem sie als Konkurrenten agieren. Eine Artenvielfalt, welche zuvor in dem
Ausmaß nicht vorhanden war, ist kein Garant für ein gesundes Ökosystem.